Jülicher Schlosskonzerte©

 

Klassische Kammermusik im historischen Ambiente  - seit 1979

 

 

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Der Klavierabend mit Alexander Krichel findet am Sonntag, 28. April 2024 um 20 Uhr in der Schlosskapelle statt

 

 

 

9. Mai 2010

„Ensemble Ida Bieler”

 

Konzert im Rahmen der Schirmer-Ausstellung

Die Saison 2009/10 der Jülicher Schlosskonzerte wird am 9. Mai 2010 mit einem Konzert im Rahmen einer Ausstellung von Werken des bedeutenden Jülicher Landschaftsmalers Johann Wilhelm Schirmer abgeschlossen, die im Museum Zitadelle Jülich gezeigt wird. Die Veranstaltungen sind Teil in einem Verbundprojekt unter Schirmherrschaft und mit Förderung durch den Ministerpräsidenten von NRW „Johann Wilhelm Schirmer. Vom Rheinland in die Welt“ (www.schirmer2010.de). Hierzu wird das Ensemble Ida Bieler passende Werke präsentieren: das Schirmer gewidmete Streichquartett op. 14 des Düsseldorfer Komponisten Norbert Burgmüller, das Streichquintett op. 87 von Felix Mendelssohn-Bartholdy, sowie das Streichsextett op. 36 von Johannes Brahms.

 

Drei Künstlerfreunde

Mendelssohn, Schirmer und Burgmüller

 

Als Mendelssohn 1833 als städtischer Musikdirektor nach Düsseldorf kam, traf er in der dortigen Künstlerszene Schirmer und Burgmüller. Dieses Zusammentreffen führte nicht nur zu gegenseitigen künstlerischen Anregungen sondern auch zu einer engen persönlichen Freundschaft. Schirmer, der musizierende Maler, erteilte Mendelssohn, dem malenden Musiker, Unterricht im Malen; dafür spielte Mendelssohn in Schirmers Streichquartett Geige, neben dem Maler am Cello und seinem, auch von Schumann und Brahms hoch geschätzten, Komponistenkollegen Burgmüller an der Bratsche. Im Mai 1836 ertrank der künstlerisch früh gereifte, an epileptischen Anfällen leidende Burgmüller, erst 26-jährig, während eines Heilbades im Aachener Quirinusbad unter rätselhaften Umständen. Mendelssohn erwies seinem Freund mit seinem Trauermarsch op. 103 die letzte Ehre.

 

Das Ensemble Ida Bieler

Ida Bieler hat für dieses Konzert mit ihr selbst und Georg Sarkisjan, Violinen, Jürgen Kussmaul und Magdalena Härtl, Bratschen, sowie Nikolaus Trieb und Chi-Ho Choi, Violoncelli, ein hochkarätig besetztes Streicherensemble zusammengestellt. Sie selbst hat auf das Publikum der Jülicher Schlosskonzerte 2006 und 2008 als Primgeigerin des „Xyrion-Trios“ b.z.w. „Heine-Quartetts“ großen Eindruck gemacht. Im vergangenen Jahr hat der junge Geiger Georg Sarkisjan das Publikum des Collegium Musicum Jülich mit einer reifen Interpretation von Mendelssohns Violinkonzert begeistert. Das Publikum des bevorstehenden Konzerts darf sich auf einen großartigen Abend freuen.

Ida Bieler, Violine  -  Georg Sarkisjan, Violine

Jürgen Kussmaul, Viola  -  Magdalena Härtl, Viola

Nikolaus Trieb, Violoncello  -  Chi-Ho Choi, Violoncello

*****

Das Programm

 

Norbert Burgmüller

(1810-1836)

Streichquartett Nr. 4 a-Moll op. 14

Allegro moderato - Andante - Tempo di menuetto

Allegro con moto

 

Felix Mendelssohn Bartholdy

(1809-1847)

Streichquintett B-Dur op. 87

Allegro vivace - Andante scherzando - Adagio e lento

Allegro molto vivace

 _______________

 

Johannes Brahms

(1833-1897)

Streichsextett G-Dur op. 36

Allegro non troppo

Scherzo: Allegro non troppo - Presto giocoso

Poco Adagio - Poco Allegro

 

Norbert Burgmüller wurde vor 200 Jahren (am 8.2.1810) in Düsseldorf als drittes Kind musikalischer Eltern geboren. Seine viel versprechende musikalische Entwicklung wurde durch ein tragisches Schicksal frühzeitig beendet. Als ihn 1830 seine Verlobte, die Sängerin Sophia Roland, verließ, erlitt er einen Nervenzusammenbruch, der zu einem epileptischen Leiden führte. Ein Trost für ihn waren seine Freunde aus der Düsseldorfer Künstlerszene. Hierzu zählten der aus Jülich stammende bedeutenden Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer und, seit 1833, Felix Mendelssohn Bartholdy, mit denen er regelmäßig Streichquartett spielte. Im Mai 1836 ertrank er, erst 26-jährig, während einer Heilkur im Aachener Quirinusbad unter rätselhaften Umständen.

Zu Burgmüllers begrenzter, erst vor wenigen Jahren wieder entdeckter künstlerischer Hinterlassenschaft gehören seine vier Streichquartette. Sein hier vorgestelltes, 1835 komponiertes, seinem Freund Schirmer gewidmetes Quartett ist eines seiner reifsten Werke überhaupt. Der Kopfsatz des Quartetts beginnt dramatisch: zwei markante Akkorde, Sprung nach oben, abfallende Bewegung; nach dreimaliger Bekräftigung, verhaltenes Wechselspiel, verstärktes Aufbäumen, beschleunigte Kaskade abwärts, Wechselspiel … . Aus diesem für das Hauptthema stehenden Motivmaterial entwickelt sich ein schwärmerisches Seitenthema, in C-Dur, das sich zunehmend zum dominierenden Thema etabliert. Die Kontraste der Exposition werden in der Durchführung effektvoll gesteigert. Scheinbar verklingend, endet der Satz überraschend mit einem entschiedenen Schlussstrich.

Der zweite Satz wirkt wie ein inniger, in verschiedenen Wendungen vorgetragener Dankgesang. Dabei werden kurze Melodiebögen zu sanft schwebenden Girlanden verbunden, zunächst in zartem F-Dur, dann, rhythmisch und dynamisch gesteigert, in sattem Des-Dur.

Im markant akzentuierten Hauptteil des Menuetts werden die gestelzten Bewegungen dieses Barocktanzes musikalisch karikiert und in Kontrast zu einem bewegt fließenden Mittelteil gesetzt. Nach zwei überraschenden Takten Generalpause endet der Satz mit einem zweitaktigen leisen Abschiedswinken.

Das breit angelegte, rondoartig konzipierte Finale in hellem A-Dur ist mit seinem lustigen Wechselspiel der vier Stimmen durchweg von ausgelassener Stimmung geprägt. Auch dieser Satz endet, scheinbar verklingend, mit einem kurzen Fortissimo.

Als Mendelssohn 1833 in Düsseldorf städtischer Generalmusikdirektor wurde, traf er in der dortigen Künstlerszene Burgmüller und Schirmer. Dieses Zusammentreffen führte nicht nur zu gegenseitigen künstlerischen Anregungen sondern auch zu einer engen persönlichen Freundschaft. Schirmer, der musizierende Maler, erteilte Mendelssohn, dem malenden Musiker, Unterricht im Malen; dafür spielte Mendelssohn in Schirmers Streichquartett Geige, neben dem Maler am Cello und seinem Kollegen Burgmüller an der Bratsche. Mendelssohn erwies seinem 1836 überraschend verstorbenen Freund mit seinem Trauermarsch op. 103 die letzte Ehre.

Mendelssohn hat sein hier gespieltes zweites Streichquintett 1845, zwei Jahre vor seinem, ebenfalls überraschenden, Tod komponiert. Das ungemein lebhafte Hauptthema des stürmischen Kopfsatzes wird von der ersten Violine, begleitet vom Tremolo der tieferen Instrumente vorgestellt. Vorübergehende Beruhigung tritt mit dem Seitenthema ein. Eine ständig präsente Triolenbewegung wird zur dominierenden Kraft, die den überschwänglichen Satz bis zur Coda vorantreibt, in der das Seitenthema noch einmal vielstimmig, jetzt kontrapunktisch durchgestaltet, erscheint, bevor der Satz mit einem letzten stürmischen Ansturm des Eingangsmotivs endet.

Das hier vor den langsamen Satz gesetzte, in gemächlichem 6/8-Takt voranschreitende Menuett kommt dem Bedürfnis nach Entspannung von den vorangehenden und nachfolgenden Gefühlsausbrüchen nach. Der anmutige Satz wird durch ein zweiteiliges Thema eingeleitet, das durch kontrapunktisch kunstvoll verarbeitete Zwischenspiele unterbrochen wird. Der ständige Wechsel zwischen Zupfen und Streichen gibt dem Satz einen besonderen Reiz.

Im ausdrucksstarken Adagio verwandelt sich die überschäumende Lebensfreude des ersten Satzes in eine, im Wechsel zwischen d-moll und D-Dur, schwankende Stimmung, die von ahnungsvoller Melancholie bis herzzerreißender Leidenschaft reicht. Dabei wird eine fast orchestrale Klangfülle dadurch erreicht, dass die zweite Bratsche weite Strecken Doppelgriffe spielt.

Mit drei rhythmisch prägnanten Akkorden kehrt das Finale zur mitreißenden Dynamik des ersten Satzes zurück. In einer effektvollen Verbindung konzertanter und kontrapunktischer Elemente wird das sprühende Feuerwerk unaufhaltsam bis zum Schluss des Satzes gesteigert.

Brahms greift in seinem zwischen September 1864 und Mai 1865 komponierten zweiten und letzten Streichsextett auf die kompositorische Tradition des Barock zurück und entwickelt diese in seiner spezifischen Kunst, Motive und Themen scheinbar grenzenlos zu variieren, weiter. Dieses Werk hat später, 1899, Schönbergs einsätziges Streichsextett „Verklärte Nacht“ beeinflusst – mit einem Unterschied: Während Schönberg in seinem Sextett seine junge Liebe zu seiner späteren Ehefrau Mathilde Zemlinsky feierte, verabschiedete sich Brahms in seinem Werk, nun auch künstlerisch, von seiner ehemaligen Verlobten Agathe von Siebold.

Der Kopfsatz des Sextetts beginnt mit einer murmelnden, in Bariolage ausgeführten, Bewegung der Bratsche, in die die erste Violine mit zunächst aufsteigenden Intervallen einsetzt, zwei um einen Halbton versetzten Quinten, die das Hauptthema bilden. Die Spannung zwischen diesen beiden engen und weiten, horizontalen und vertikalen Bewegungen bestimmt die Entwicklung des ganzen Satzes, ja des ganzen Werkes. Zunächst entwickelt sich im schwungvollen ¾-Takt des Satzes aus dem eher spröden Hauptthema das emphatische Seitenthema, das schließlich von der ersten Violine in hoher Stimmlage zur Tonfolge für „Agathe“, aga(d)he verdichtet wird, wobei die zweite Violine mit einem betonten Oktavsprung nach oben zum h ein d (t) setzt. In der Durchführung werden die vorgestellten Motive und Themen nach allen Regeln des Kontrapunktes verarbeitet. Der Reprise folgt eine Coda, die die Kontraste des Satzes noch einmal zusammenfasst und den Satz mit einer energischen Kadenz beendet.

Wie im vorangehenden Streichquintett von Mendelssohn ist der das klassische Scherzo vertretende Satz an die zweite Stelle vorgezogen. Außerdem ist hierin die traditionelle Folge Scherzo-Trio-Scherzo vertauscht: Das übermütige Scherzo im ¾-Takt wird von einem lyrisch-versponnenen, in Sonatenform aufgebauten Hauptteil im 2/4-Takt umrahmt. Im langsamen Satz folgen einer Einleitung, deren erster Takt an das Hauptthema des Kopfsatzes erinnert, fünf Variationen, zunächst vier in dunklem Moll und zunehmend bewegter, dann eine, durch Wendung nach Dur, aufgehellte und weniger bewegte, die schließlich in einer Coda verklingt. Im schwungvollen Schlusssatz, einer Verbindung von Sonatensatz und Rondo, werden, die Motive und Themen des ersten Satzes und des Scherzos, nun im 9/8-Takt aufgegriffen, variiert und, in zunehmender Bewegung bis zu den Abschlussakkorden emphatisch gesteigert.

 

[Zum Programmheft..]

 


 

Vorschau auf die nächste Saison

Die Saison 2010/11 der „Jülicher Schlosskonzerte“ wird am 12. September 2010 von den beiden aufstrebenden jungen Musikern Christoph Eß, Horn, und Boris Kusnezow, Klavier, eröffnet. Siehe hierzu den Menüpunkt "Vorschau"...

 


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Stand: 14. Oktober 2015.