Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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26. Oktober 2014
"Zeiten::Wende" Musik aus der Mitte Europas - oder ein Tanz auf dem Vulkan
gefördert vom Kultursekretariat NRW Gütersloh und dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW
Ein außergewöhnliches Programm in seltener Besetzung auf die Bühne gebracht: Der Klarinettist Ralph Manno, der Geiger Erik Schumann (und der Pianist Henri Sigfridsson) sind, jeder als Solist, auf internationalen Wettbewerben wie auch von der Phonoindustrie preisgekrönt, musikalische Partner großer Dirigenten und kammermusikalisch weltweit unterwegs. Wegen Erkrankung des Pianisten Henri Sigfridsson übernimmt ein junger serbische Musiker - Nenad Lecic - den Klavierpart. Im vergangenen Jahrhundert fegten zwei Weltkriege alle Konventionen hinweg. Heute - 100 Jahre später - wissen wir, dass Europa 1914 am Rande des Abgrunds stand. Ein unheilvolles Gemisch von imperialistischer Euphorie, utopischer Zukunftsvisionen und gesellschaftskritischem Idealismus entlud sich in einer beispiellosen weltweiten Agression. Zur Ironie der Kunst gehört es scheinbar auch, dass sie – gerade durch solche Katastrophen beflügelt - zu einem Höhenflug ansetzen kann. Keiner der im Programm vorgestellten Komponisten konnte sich diesem Sog widersetzen. Jeder machte mit dieser Epoche seine ganz eigenen Erfahrungen und brachte diese dann in seinen Werken zum Klingen.
Kompositionen, die
alle in der Zwischenkriegszeit von 1919 - 1939 geschrieben wurden und
unterschiedlicher kaum sein könnten. Ein spannendes Programm! Erik Schumann - Violine kommt aus einer deutsch/rumänischen, japanischen Musikerfamilie und ist ein Garant für spannende Konzerterlebnisse. Als Solist in Europa, Asien und den USA mit namhaften Orchestern wie NHK Tokio, BBC London, Chicago Symphony Orchestra, Tonhalle-Orchester Zürich oder Helsinki Philharmonic Orchestra unterwegs. Sein Herz schlägt auch für die Kammermusik als Primarius des Schumann Quartetts (Preisträger des int. Musikwettbewerbs Osaka, des Premium Borciani und des „Schumann und die Moderne“ Wettbewerbs in Graz). Debut-CD zusammen mit dem finnischen Pianisten Henri Sigfridsson mit Prokofjews Violinsonaten. Erik Schumann ist ein Meisterschüler des legendären Zakhar Bron. (www.erikschumann.com)
Weiterführendes Studium an der Musikhochschule in Köln bei Prof. Arbo Valdma und Prof. Pierre-Laurent Aimard. Meisterkurse bei Alexander Lonquich, Vladimir Krainew und Peter Eötvös. Konzerte in ganz Europa, unter anderem in der Konzertreihe "Atelier" der Kölner Philharmonie, am Festival für neue Klaviermusik "Pianorama" im WDR sowie am Klavierfestival Ruhr. Lehrauftrag an den Musikhochschulen Detmold und Köln.
Das Programm
(1892-1974) Suite für Klarinette, Violine und Klavier (1937) ("Le Voyageur sans bagage") Ouverture: Vif et gai Divertissement: Animé Jeu: Vif Introduction et Final: Moderé / Vif
(1881-1945) "Kontraste", SZ 111 Tänze für Klarinette, Violine und Klavier (1938) Verbunkos: Moderato ben ritmico Piheno: Lento Sebes: Allegro vivace
--- Pause ---
(1889 – 1963) Sonata für Klarinette und Klavier (1962) Allegro tristamente Romanza (Très calme) Allegro con fuoco (Très animé)
(1862 – 1918) Sonate für Violine und Klavier g-moll (1916/17) Allegro vivo Intermède: Fantasque et léger Finale: très animé
(1903-1978) Trio für Klarinette, Violine und Klavier (1932) 1. Andante con dolore - con molto espressione 2. Allegro - Allegretto - Allegro agitato . Maestoso pesante - Tempo I 3. Moderato - Presto
Zum Programm
Darius Milhaud konnte überall und zu jeder Zeit komponieren. Eine gute Voraussetzung, um im Europa der Zwischenkriegszeit zu überleben. 1937 entstand in Paris sein Trio für Klarinette, Violine und Klavier, basierend auf Jean Anouilhs Schauspielmusik zu „Le Voyageur sans bagage“. Es ist die Geschichte eines Kriegsheimkehrers aus dem 1. Weltkrieg, der sein Gedächtnis verloren hat. Milhaud selbst hat die Zeit des 1. Weltkrieges in Brasilien verbracht, sein Freund Paul Claudel hatte ihn dorthin eingeladen. Brasilianische Tanzrhythmen, Leichtigkeit und virtuose Lebendigkeit zeichnen sein Trio besonders aus. Ein beschwingter Auftakt.
Wie aus einer anderen Welt kam da der Kompositionsauftrag des schwerreichen, berühmten Jazzklarinettisten Benny Goodmann – the „King of Swing“ – der zusammen mit Szigeti ein Triowerk bei Bartok bestellte. Die Kombination der beiden außergewöhnlichen Instrumentalisten muss Bartok nach anfänglichem Zögern doch gereizt haben, das ständige Spiel aus solistischen dann wieder kammermusikalischen Passagen ist eine wunderbare Hommage an seine Auftraggeber. Die Uraufführung des vollständigen Werks erfolgte (mit Bartók als Pianist) am 21. April 1940 in New York. Es existiert eine Aufnahme dieser Besetzung
Die Sonata für Klarinette und Klavier stammt aus 1962 und ist der letzten vollendeten Kompositionen von Francis Poulenc. Er widmete es seinem alten Freund, dem Schweizer Komponisten Arthur Honegger, der mit ihm zur Gruppe „Les Six“ gehörte. Die Kürze des Werkes ist bemerkenswert; Es dauert gewöhnlich nur ca. 13 Minuten. Wegen der unerwarteten Programmänderung in Eile aus einer englischen Wikipedia-Seite übernommen: The structure differs somewhat from the fast-slow-fast pattern of a traditional sonata in that the first movement is itself split into three sections in the pattern fast-slow-fast. It bears the somewhat paradoxical subtitle "Allegro tristamente": accordingly, the piece is always in motion, but proceeds with a sense of grieving. After a brief fortissimo introduction consisting of angry spurts of figuration in the clarinet punctuated by piano chords, the piano quiets to a murmur. The clarinet's lines are built of a self-perpetuating series of arcs that leave a shape but not a tune in our ears. At one point the clarinet seems stuck in a motivic rut, sadly leaping up and down between octave B tones over a shifting harmonic background. As the movement ends, the lingering memory is a fuzzy one of melancholy gestures and moods. The second movement, "Romanza," is both clearer in its melodic makeup and more cathartic, perhaps, in its emotional expression. The clarinet melody is simple and somber throughout, but is elaborately embroidered in a few places, as if losing composure. Two particularly poignant examples are the sixty-fourth note runs near the beginning, and the trembling half-step figure that appears at the beginning and end. The third movement, "Allegro con fuoco," energetically combines various nimble, articulate, and rhapsodic themes, bookended by a delightfully clownish tune - a mixture of serious and silly that well represents Poulenc's oeuvre as a whole.
Claude Debussy komponierte seine Sonate für Violine und Klavier g-moll im Jahre 1917. "Sie wird aus dokumentarischen Gründen interessant sein" - meinte der Komponist - "und als Beispiel, was ein kranker Mann während des Krieges schreiben kann." Die Uraufführung war am 5. Mai 1917 mit Claude Debussy selbst am Klavier. Es war dies sein letzter öffentlicher Auftritt vor seinem Tod.. Auch dieses Stück dauert nur ca. 13 Minuten. Aus dem Allegro vivo spricht in weichen, synkopisch gleitenden Konturen verhaltene, romantische Sehnsucht. Der Intermède benannte Mittelsatz erscheint wie eine leicht ironisch gefärbte Serenade des Pierrot, die von phantastischen, grotesken Einwürfen gestört wird, doch schließlichem Schimmer des Mondlichts sanft verklingt. Das lebensprühende Finale kombiniert neapolitanisches Melos mit der preziösen Ornamentik der französischen Barockmeister und steigert sich zu konzertant virtuosem Abschluss.
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