Jülicher Schlosskonzerte©

 

Klassische Kammermusik im historischen Ambiente  - seit 1979

 

 

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Der Klavierabend mit Alexander Krichel findet am Sonntag, 28. April 2024 um 20 Uhr in der Schlosskapelle statt

 

 

 

31. Oktober 2021

Weimarer Bläserquintett

 

 

 

 

 

                                                                                                               © W. Emde

Tomo Jäckle, Querflöte

Sebastian Poyault,  Oboe

Jacob Karwath, Fagott

Stephan Schottstädt, Horn

Sebastian Lambertz, Klarinette

 

 

 

 

Seinen bisher größten Erfolg verbuchte das Weimarer Bläserquintett 2006 mit einem 3. Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. 2010 unterstrich das Ensemble seine Qualität und wurde beim Deutschen Musikwettbewerb mit einem Stipendium der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler ausgezeichnet.

Die fünf jungen Musiker Tomo Jäckle (Flöte), Frederike Timmermann (Oboe), Sebastian Lambertz (Klarinette), Stephan Schottstädt (Horn) und Jacob Karwath (Fagott) gaben bereits 2002 mit der Teilnahme am Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" ihr Debüt – und das mit hervorragendem Erfolg: Ihnen wurde ein 1. Preis mit Höchstpunktzahl zuerkannt. Die weitere intensive Zusammenarbeit ermöglichte es ihnen 2004 auch auf internationaler Ebene beim European Music Prize for Youth in Dubrovnik mit einem 1. Preis ausgezeichnet zu werden. Ferner würdigte die Jury auch das hervorragende Zusammenspiel mit dem Sonderpreis Special Prize for Best Performance. Im Jahr 2005 folgte ein 3. Preis beim Internationalen Kammermusikwettbewerb Interlaken.

Seither konzertiert das Ensemble auf bedeutenden Podien, dazu zählen Auftritte u. a. in der Kölner Philharmonie, der Tonhalle Düsseldorf, dem Konzerthaus Berlin, der Essener Philharmonie und dem Herkulessaal München. Darüber hinaus war das Quintett bereits bei zahlreichen Festivals und renommierten Kammermusikreihen wie dem Schleswig-Holstein-Musikfestival, dem Mecklenburg-Vorpommern-Musikfestival, dem Mozartfest Würzburg, dem Zermatt Festival - wo es u. a. gemeinsam mit dem Scharoun Ensemble Berlin konzertierte -, dem Marler Debüt und den Traunsteiner Sommerkonzerten zu Gast.

Die Konzerttätigkeit ergänzend arbeitete das Ensemble bei Rundfunkaufnahmen und Live-Mitschnitten über die Jahre regelmäßig mit den Anstalten des BR, SWR, WDR und MDR etc. zusammen und brachte 2012 seine Debüt-CD 'Weimarer Bläserquintett - Ein Konzerterlebnis' heraus. Auch auf internationaler Ebene hinterlässt das Quintett seine Spuren. So folgten die fünf jungen Musiker bereits mehreren Einladungen des Goethe-Instituts bzw. des Auswärtigen Amts mit Konzerttourneen nach Indien, Südkorea und Rumänien. Überdies runden zwei Tourneen auf dem luxuriösesten Kreuzfahrtschiff der Welt - der MS Europa - sowie Konzerte z. B. beim Bundespräsidenten das exklusive Spektrum an Verpflichtungen ab.

Es ist dem Weimarer Bläserquintett ebenfalls eine Berufung, sein über Jahre der gemeinsamen Arbeit erworbenes Wissen an die folgenden Generationen weiter zu geben. So ergänzen die Musiker ihr Wirken um regelmäßig stattfindende Akademien, Kurse und Meisterklassen. Gefördert wird das Quintett von der Deutschen Stiftung Musikleben.

Nicht zuletzt bleibt der Auftritt des Quintetts am 18.9.2011 in Jülich zu erwähnen! Siehe auch das Archiv der Schlosskonzerte und die hervorragende Rezension!

Zur Besetzungsänderung: Sebastian Poyault wird den Part von Frederike Timmermann (Oboe) übernehmen, da sie unerwartet lange in Elternzeit bleiben muss. Sebastian Poyault ist Mitglied des "Acelga Bläserquintetts" und ebenfalls ARD Preisträger.

 


 

Das Programm 


 

Joseph Haydn

(1732 - 1809)

Divertimento B-Dur 

Allegro con spirito, Chorale St. Antoni, Menuetto – Trio, Rondo. Allegretto

 

 

György Ligeti

(1923 - 2006)

6 Bagatellen

Allegro con spirito, Rubato – Lamentoso, Allegro grazioso, Presto ruvido, Adagio. Mesto (Béla Bartók in memoriam), Molto vivace – Capriccioso

 

Anton Reicha

(1770 - 1836)

Bläserquintett D-Dur op. 61 Nr. 3

Lento – Allegro assai

Adagio

Menuetto

Finale

 

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Franz Danzi

(1763 - 1826)

Bläserquintett g-moll op 56 Nr. 2

Allegretto,      Andante, Menuetto – Trio, Allegretto

 

Ludwig van Beethoven

(1770 - 1827)

Oktett 

Allegro, Andante, Menuetto. Allegro – Trio, Finale. Presto

 

 


 

Zum Programm

 

Der berühmteste Satz des Divertimentos B-Dur von Joseph Haydn, das ursprünglich mit zwei Oboen, zwei Hörnern, drei Fagotten und Serpent besetzt war, ist der „Chorale St. Antoni“, den Brahms als Thema seiner Haydn-Variationen unsterblich machte. Eingebettet ist er in ein kurzes Allegro con spirito, ein Menuett mit Trio und ein Kehraus-Finale in Rondoform.

Viele deutsche Komponisten der Frühromantik sind aus der Mannheimer Schule hervorgegangen, so auch Franz Danzi. Nachdem er in Mannheim erste Kompositionen veröffentlicht hatte, wurde er später Hofkapellmeister in Stuttgart und Karlsruhe. Dort entwickelte er sich zu einem Vorreiter der deutschen Oper und zum Mentor Carl Maria von Webers. In seinen Instrumentalwerken ahmte er den Stil Mozarts nach, den er über alles bewunderte, ergänzte ihn allerdings mit den chromatischen Experimenten der Mannheimer Schule im Gefolge des Abbé Vogler und mit neuen Klangfarben. Das g-Moll-Quintett op. 56,2 ist viersätzig angelegt. Der Allegretto-Kopfsatz bewegt sich wirkungsvoll zwischen dem gespenstischen Notturno-Hauptthema, das an den Mozart des Don Giovanni denken lässt, und einem virtuosen Seitensatz voller kontrapunktischer Feinheiten. Der langsame Satz ist ein pastorales Andante. Eigenständiger wirken das Menuett mit seinen raffinierten Akzentverschiebungen und das Finale mit seinem italienisch anmutenden Thema über repetierten Achteln der Unterstimmen.

Der Ungar György Ligeti war einer der größten musikalischen Innovatoren des 20. Jahrhunderts. Seine Six Bagatelles für Bläserquintett sind stark von Bartók und Strawinsky beeinflusst. Das erste Stück enthält nur zwei Töne (samt Oktav-Transpositionen), das zweite drei usw., so dass das elfte Stück (eine monotone Fuge) alle zwölf Töne verwendet. In der Bearbeitung für Bläserquintett geht diese klare Ordnung zwar verloren, aber immer noch beruhen die einzelnen Sätze auf nur wenigen Tönen. Im Quintett fällt dies weniger auf als in der Originalfassung für Klavier, denn hier konnte Ligeti die Töne immer wieder in andere Instrumente und Oktavlagen versetzen. Zudem ändern die Musiker ständig ihre Klangfarben, der Flötist wechselt von der großen auf die kleine Flöte, das Piccolo usw. Auf diese Weise entstand aus den monochromen Klavierstücken der Musica ricercata eine vielfarbige Suite von überaus pfiffigen und fetzigen Bläserstücken.

 

Reicha wurde mit dem Vornamen “Antonin” 1770 in Prag geboren. Seinen Eltern, die für die Musik kein Verständnis hatten, lief er als Jugendlicher davon und wuchs in der Obhut seines Onkels Joseph Reicha zum Musiker heran. 1785 übersiedelte die Familie nach Bonn, wo Antonin nun “Anton” hieß und Beethoven kennen lernte. Zwei Jahrzehnte später trafen sich die Komponisten in Wien wieder, wo auch Reicha sein Glück versuchte, bis er sich während der Napoleonischen Kriege endgültig in Paris niederließ. Dort hatten seine Bläserquintette, mit denen er ein neues Genre schuf, außerordentlichen Erfolg.

Das Reizvolle dieser Stücke liegt darin, dass sie sich kompositorisch auf dem Niveau des klassischen Streichquartetts bewegen, vergleichbar etwa mit den Werken des frühen Beethovens oder mittleren Haydns, dafür aber die viel heikleren Bläserklangfarben benutzen. In unserem Beispiel, dem D-Dur-Quintett, op. 91,3, wandern die Themen von Stimme zu Stimme in so genannter “durchbrochener Arbeit”, wie man sie auch bei Beethoven findet.

 

Das Quintett Es-Dur op.103 hat Ludwig van Beethoven 1792 ursprünglich als Bläser-Oktett unter dem Titel „Parthia“ komponiert. Von A.W. Thayer wurde das Oktett in seiner Beethoven-Biografie enthusiastisch gefeiert: „Alles ist in eine Fülle von Wohllaut getaucht, der kaum beschrieben werden kann. Das führende Instrument ist meist die erste Oboe, mehrfach mit dem Fagott hübsch konzertierend; aber auch die Klarinette kommt zu ihrem Recht, und die Hörner machen ihre Wirkung ihrer Natur entsprechend geltend. Außer den Motiven und Figuren breiten namentlich die lang gehaltenen Töne der verschiedenen Instrumente einen leuchtenden Glanz über das Ganze. Sollte das Tafelmusik sein, so ist gewiss selten eine ähnliche geschrieben worden.“ Vier Jahre später arrangierte Beethoven selbst das Werk für Streichquintett und arbeitete es dabei grundlegend um. Aus der Parthia wurde das Gran Quintetto, Beethovens erstes Streichquintett.

 

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Stand: 23. Mai 2022.