Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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Sindri Lederer - Violine, Antonia Köster - Klavier Andrea Burger - Viola, Benjamin Lai - Violoncello
Das Ensemble erinnert die Organisatoren der Schlosskonzerte an die Frustrationen des ersten Corona-Jahres. Mit dem Notos Quartett wagten wir im September 2020 nach mehreren verzweifelten Versuchen und Absagen den Neustart nach dem Lockdown in die neue Konzertsaison. Das obige Foto (noch mit Philip Graham am Cello) entstand im Pädagogischen Zentrum des Gymnasiums Zitadelle als Ausweichlösung. Abstand, Maskenpflicht, Impfkontrolle, Verzicht auf Pausenbewirtung bei verkürztem, aber zweizügigem Programm sind nur die wichtigsten der Hygienemaßnahmen, mit denen wir damals zu kämpfen hatten. Es lohnt sich durchaus, auch einmal die chaotische Saison 2019/20 aus dem Archiv aufzurufen.. Das Notos Quartett gilt als eine „der herausragenden Kammermusikformationen der Gegenwart“ (FONO FORUM 09/2017). Publikum wie Kritiker bewundern neben der „virtuosen Brillanz und technischen Perfektion“ des Ensembles besonders den „Sinn für die Balance und das Zusammenspiel, welcher jedes Detail der Komposition hörbar macht“, wobei es „die Zuhörer mit den innig gespielten Tönen direkt ins Herz trifft“. Seit seiner Gründung im Jahr 2007 wurde das Notos Quartett bereits mit sechs 1. Preisen sowie zahlreichen Sonderpreisen bei internationalen Wettbewerben in Holland, Italien, England und China ausgezeichnet. 2017 wurde ihm darüber hinaus der zu diesem Zeitpunkt renommierte deutsche Musikpreis ECHO Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres verliehen, eine Auszeichnung, die nur in den seltensten Fällen an ein Ensemble vergeben wurde. Als Reaktion auf die ECHO Pop-Verleihung im April 2018, in der ein Album mit antisemitischem und menschenverachtendem Gedankengut mit einem Preis ausgezeichnet wurde, gaben die Musiker des Notos Quartetts als erste Künstler ihren ECHO wieder zurück. Sie lösten damit eine Protestbewegung aus, der sich viele namhafte Künstler wie Igor Levit, Daniel Barenboim und Marius Müller-Westernhagen mit der Rückgabe ihrer Preise anschlossen. Infolgedessen entschied sich der Bundesverband Musikindustrie, die Marke ECHO komplett abzuschaffen. Das Bestreben der Musiker, neben den bekannten Meisterwerken auch verschollene und vergessene Werke der Gattung Klavierquartett aufzuspüren und einem breiten Publikum zu präsentieren, spiegelt auch ihre Debüt-CD „Hungarian Treasures“ wider, die im Februar 2017 bei Sony Classical/RCA erschienen ist. Diese beinhaltet unter anderem die Weltersteinspielung des Klavierquartetts von Béla Bartók, für dessen Wiederentdeckung das Ensemble weltweit große Aufmerksamkeit und Anerkennung erlangte. Das große Interesse am Notos Quartett und seinen außergewöhnlichen Programmen dokumentieren auch zahlreiche Konzertmitschnitte, Interviews und Portraits in Rundfunk- und Fernsehanstalten im In- und Ausland, wie dem ARD, ZDF, Deutschlandfunk, BR, SWR, WDR, MDR, NDR, RBB, SR, HR sowie dem BBC, France Musique, Radio4 Holland, ORF Österreich, P2 Schweden, IPR USA und verschiedenen Sendern in Japan und Vietnam. Neben Auftritten in renommierten europäischen Konzertsälen wie der Berliner Philharmonie, dem Konzerthaus Berlin, dem Konzerthaus Wien, der Wigmore Hall London, dem Concertgebouw Amsterdam, der Tonhalle Zürich, dem BOZAR Brüssel, dem Teatro la Fenice Venedig und bei den großen Festivals im Rheingau, in Schwetzingen, Würzburg, Mecklenburg-Vorpommern, Usedom und Radio France, bereist das Quartett regelmäßig auch ferne Länder wie Russland, China, Japan und den südostasiatischen Raum. Neben seiner Konzerttätigkeit setzt es sich auch für die Förderung junger Musiker ein und sieht darin einen weiteren wichtigen Aspekt seiner Arbeit. So unterrichtete das Ensemble bereits am Royal Northern College of Music in Manchester, leitete den Meisterkurs „Saigon Chamber Music“ in Vietnam und veranstaltet seit Herbst 2015 die von ihm gegründete und jährlich stattfindende „Notos Chamber Music Academy“, die seit dieser Saison in Zusammenarbeit mit der Jeunesses Musicales Deutschland in Weikersheim ausgetragen wird. Zu den Wegbegleitern, Lehrern und Förderern des Quartetts zählen u.a. das Alban Berg Quartett, das Mandelring Quartett, Uwe-Martin Haiberg, Clemens Hagen, Menahem Pressler und András Schiff. Ermöglicht durch den "Merito String Instruments Trust" spielt das Notos Quartett auf wertvollen alten italienischen Streichinstrumenten und als Pirastro-Artist ausschließlich auf Saiten der renommierten Saitenmanufaktur "Pirastro GmbH". Der Cellist Philip Graham musste bedauerlicherweise aus gesundheitlichen Gründen schon im Sommer das Quartett verlassen. Diese Tatsache wurde verschiedentlich in den Medien kommuniziert. Mit Benjamin Lai hat das Ensemble einen ebenfalls herausragenden Cellisten gewonnen und seit Sommer bereits zahlreiche erfolgreiche Konzerte in dieser Saison gespielt u.a. in der Elbphilharmonie Hamburg, im Beethovenhaus Bonn sowie in Italien, England, Holland und Ungarn.
Das Programm
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) Klavierquartett Es-Dur Allegro Larghetto Allegretto
William Walton (1902 - 1983) Klavierquartett
Allegramente Allegro scherzando Andante tranquillo Allegro molto
- Pause -
Robert Schumann (1810 - 1856) Klavierquartett Es-Dur
Sostenuto assai – Allegro ma non troppo Scherzo. Molto vivace Andante cantabile Finale. Vivace
Das Ensemble bedankte sich für den begeisterten Applaus mit einer zum Jahresbeginn passenden Altwiener Tanzweise, dem Liebesleid von Fritz Kreisler als Zugabe.
Zum Programm
Wolfgang Amadeus Mozart schrieb seine beiden Klavierquartette in den Jahren 1785/86 in Wien. Sie sind die ersten bedeutenden Beispiele einer Gattung, die zu seiner Zeit dem Wiener Publikum wenig vertraut war. Dies mag erklären, warum der Verleger Franz Anton Hoffmeister, der den Komponisten ursprünglich um drei Klavierquartette zur Veröffentlichung gebeten hatte, von diesem Auftrag zurücktrat, als sich das erste von Mozart gelieferte Quartett in g-moll nur schlecht verkaufte. Das zweite in Es-Dur übernahm Hoffmeister nicht mehr in seinen Verlag, obwohl er die Violinstimme bereits in Kupfer hatte stechen lassen. Er verkaufte die fertigen Druckplatten an seinen Konkurrenten Artaria, bei dem das Werk 1786 erschien. Komponiert wurde das Es-Dur-Quartett unmittelbar nach dem Abschluss der Oper Le nozze di Figaro im Mai und Juni 1786. Im ersten Satz gibt es fünf verschiedene, melodisch weit ausgesponnene Themen, in denen der lyrische Charakter überwiegt. Das Larghetto gehört zu Mozarts schönsten langsamen Sätzen. Das Finale in der Form eines Sonaten-Rondos ist einer der großartigsten Versuche Mozarts, den Stil der Opera buffa mit dem anspruchsvollen Charakter klassischer Kammermusik zu verbinden. Bereits 1918 vollendete der damals erst 16-jährige William Walton sein Klavierquartett. 1921 schickte er es von Italien aus nach England. Aber erst drei Jahre später kam das Paket mit der Partitur an. Walton, vom Wiederauftauchen seines sechs Jahre alten Jugendwerks überrascht, nutzte die Gelegenheit, es nach gründlicher Überarbeitung beim Wettbewerb um den Carnegie Award einzureichen, den er prompt gewann. Die Begründung der Jury ist eine schöne Zusammenfassung der Qualitäten, die das Quartett auch heute noch hörenswert machen: „Klar und transparent in der Textur, zurückgenommen im Gefühl, durchweg gut geschrieben, erhebt sich das Werk an Höhepunkten zu großer Schönheit und noblem Ausdruck. Es ist eine wahrhafte künstlerische Leistung!“ Robert Schumann komponierte sein Klavierquartett in Es-Dur op. 47 im Jahr 1842. Nach den frühen Klavierwerken und dem “Liederjahr” 1841 hatte sich der Komponist intensiv der Kammermusik zugewendet. Die vier Sätze des Klavierquartetts sind in sich und untereinander thematisch eng verwoben. Die unbestimmte, gleichsam träumerische Atmosphäre der langsamen Introduktion wird zu Beginn des Allegros von einem kraftvollen rhythmischen Impuls verdrängt, der aber “sempre con molto sentimento” gespielt werden soll. Die drei auftaktigen Viertel dieses Themas tauchen im folgenden in immer neuer Gestalt auf. Als zweites Thema von eher episodischem Charakter tritt ihnen die Melodie des Chorals “Wer nur den lieben Gott läßt walten”, umspielt von Läufen, gegenüber. Das Scherzo, ein gespenstisches Nachtstück in Moll, wird von zwei Trios unterbrochen, von denen das erste singend und imitatorisch, das zweite zaghaft-tastend angelegt ist. Höhepunkt des Werks ist das Andante mit einem der schönsten Cellothemen der Romantik. Seine ausdrucksvollen Vorhalte und melodischen Wendungen erinnern an Schumanns schönste Lieder.
Stand: 13. Januar 2025. |
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