Schlosskonzert des Xyrion-Trios auf Weltklasse-Niveau
Professorinnen offenbaren geniale Technik und Musikalität. Charmante
Interpretinnen klassischer Musik begeistern ihr Publikum
JÜLlCH.
Ein
großartiger Coup gelang den Verantwortlichen bei der Verpflichtung
des Xyrion-Trios für das zweite Schlosskonzert der Saison. Ida
Bieler (Violine), Nina Tichman (Klavier) und Maria Kliegel(Cellö)
sind Weltklasse.
Die drei
Künstlerinnen, alle Professorinnen ihres Faches, sind in ihrer
Konzerttätigkeit außerordentlich erfolgreich. Wer ihnen an diesem
Abend in der gut besetzten Schlosskapelle zuhören durfte, der
ergründete sehr schnell das Geheimnis ihres Erfolges. Alle drei
Instrumentalistinnen sind solistisch perfekt, besitzen aber die
Gabe, im Ensemble völlig harmonisch mit den anderen, angepasst und
doch dynamisch eigenverantwortlich zu musizieren. Zudem springt der
Funke der eigenen Freude an der Musik sofort auf die Zuhörer über.
Die sympathische
Ausstrahlung der drei Damen, ihr werkgetreues engagiertes Musizieren
und ihre perfekte Technik, die jedoch nie die musikalische Aussage
überlagert, sowie die klangliche Balance der Instrumente
faszinierten und begeisterten das Publikum. Das Klaviertrio G-Dur
von Ludwig von Beethoven begann mit einer langsamen Einleitung, bei
der sich jedoch das Hauptthema schon vorstellte. Es folgten Sätze in
melodischer Vollkommenheit, simple melodische Einfälle, die Anlass
zu überraschenden Tonfolgen geben. Deutlich wird bei diesem Werk,
dass Beethoven die Rolle des Cellos aufwertet, es aus seiner
Gebundenheit an die Bassstimme des Klaviers befreit und ihm
Selbstständigkeit und Gleichberechtigung gibt. So entsteht die
klangliche Balance des Trios. Die Spannung entsteht aus dem
natürlichen Gegenpol der beiden Streicher zum Tasteninstrument.
Von Dmitrij
Schostakowitsch folgte sein tragisches Werk, das Klaviertrio e-moll.
Die musikalische Botschaft dieses Stückes, das einem verstorbenen
Freund gewidmet ist, lässt sich sicherlich am besten mit einem Zitat
des sowjetischen Musikwissenschaftlers I.I Martynow vermitteln: ". .
. so bringt er (der Komponist) hier die Tragödie einer durch Tod und
Qual hindurchgegangenen Generation zum Ausdruck". Not, Qual und
Schmerzensschreie durchsetzen dieses Trio. Es macht erschrocken,
aber auch nachdenklich. Die drei Musikerinnen machten mit ihren
Instrumenten das Leid hör- und fühlbar. Sie brachten diese diffizile
Arbeit mit einer ebenso selbstverständlichen wie genialen Technik
und Musikalität zu einem beeindruckenden Abschluss.
Nach der Pause
jedoch waren Kopf und Herz der Zuhörer wieder frei für „Dumky" von
Antonin Dvorak, eine Folge von sechs Tänzen für Triobesetzung. Es
ist eine Tanzfolge nach Art der ukrainischen Dumka, deren Stimmungen
zwischen langsam-schwermütigen und schnell-ausgelassenen Charakteren
schwanken. Dieses Werk gab den Künstlerinnen die Gelegenheit, ihre
Spielfreude auszuleben. Sie arbeiteten die Feinheiten der Satz- und
Klangtechnik liebevoll heraus und schwelgten in dem musikalischen
Reichtum.
Zu Recht wurde das
Xyrion-Trio mit begeistertem Applaus gefeiert.
HILDE VIEHÖFER-EMDE
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