Zwei Bögen, vier Hände, acht Saiten
„The Twilolins“ interpretieren neue zeitgenössische Werke. Eine
Musikalische Reise durch verschiedene Länder, Kontinente und
Galaxien.
Von
unserer Mitarbeiterin Hilde
Viehöfer-Emde
jülich.
Einen Aufbruch in der Konzertszene konnten die Zuhörer bei
einem interessanten Schlosskonzert in der Jülicher Schlosskapelle
erleben. Das Duo „The Twiolins“, bestehend aus dem Geschwisterpaar
Marie-Luise und Christoph Dingler, macht es sich zur Aufgabe, das
Repertoire für zwei Violinen durch Kompositionen der Gegenwart zu
erweitern. Aus diesem Grund riefen sie 2009 den „Crossover
Composition Award“ ins Leben. 90 Komponisten aus über 15 Ländern
nahmen an der Ausschreibung teil. Der Wettbewerb erfuhr 2012 eine
Neuauflage. Bei dem Konzertabend in der Schlosskapelle wurden unter
dem Titel „Sunfire“ ausgewählte Stücke dieses letzten Awards
aufgeführt.
Großartige Technik, vollendete Beherrschung des Instrumentes,
feinsinniges Musikempfinden und Experimentierfreudigkeit waren die
Voraussetzungen, um ein solches Projekt umzusetzen. Wie gut dies den
Geschwistern gelungen ist, davon konnte sich das Publikum in Jülich
überzeugen.
Erfrischend „anders“ wurde das
Programm gestaltet. Das Duo beherrscht das klassische Repertoire für
ihre Konstellation in Perfektion. Trotzdem haben die beiden den Mut,
einen ganzen Abend der internationalen zeitgenössischen Musik zu
widmen.
In heiterer Stimmung
Unter dem Titel „Sunfire“ wurden Werke
von elf Komponisten vorgestellt, die in meist heiterer Stimmung von
fremden Ländern, Kontinenten und Galaxien erzählten. Oft wurden
Elemente der Programmmusik verwendet. Bei den „Schienen-Kapriolen“
waren das Anlaufen, die Arbeitsgeräusche und Signaltöne einer
Dampflok deutlich zu hören.
Mit virtuoser Beherrschung der
Instrumente, aber auch großem schauspielerischen Talent präsentierte
das Duo den Zuhörern „A fly‘s life and decline“, das Leben und
Sterben einer Fliege, das sie bis zum bitteren Tod durch die
Fliegenklatsche verfolgen konnten.
Aber auch die leisen Töne wurden in
poetischen Werken gefunden. „Doch Laub und Wolken unter Nacht“ war
ein schönes Beispiel. Getragen, besinnlich in der Eingangsmelodie,
entwickelt sich in Eigendynamik eine gefühlsstarke Aussagekraft, die
sich zu dramatischer Aufregung steigerte, später aber zur Ruhe
zurückkehrt.
Das Publikum wurde auf eine Reise
durch Länder, Kontinente und Galaxien entführt. Paris als Stadt der
Liebe wartete mit „La Petite Valse“, einer leicht beschwingten, fein
ausgespielten Melodie mit Pizzicato Begleitung.
Shakespeare-Rap
In England musste der gute alte
Shakespeare für einen Rap herhalten, verpackt in eine Mischung aus
mittelalterlichen Klängen und Heavy Metall, ein gelungener Mix aus
Zeiten und Stilen im „Sonnet Nr. 5“.
Virtuose Kunststücke folgten bei dem
Imitieren indischer Instrumente und Nachempfinden der Klänge
indischer Musik. Sphärische Klänge aus dem Weltraum entführten in
ferne Galaxien, Tango und Samba betörten durch heiße Rhythmen, der
Orientexpress zog seine beschaulichen Bahnen, bei einer Fahrt auf
dem Highway erahnten die Zuhörer den Geschwindigkeitsrausch in der
großen Weite Amerikas.
Ausstrahlung,
Experimentierfreudigkeit, virtuoses Können, Vielseitigkeit und große
Bühnenpräsenz fanden in „The Twiolins“ einen Namen. Marie-Luise und
Christoph Dingler boten einen äußerst interessanten Konzertabend,
der mit viel Applaus honoriert wurde.
„The Twiolins“ spielten Werke der
Komponisten: Johannes Söllner, Tonio Geugelin, Sophie Pope, Judit
Varga, Jonathan Russel, Hans-Günter Allers, Franz Cibulka, Benedikt
Brydern, Sebastian Sylla, Aleksey Igudesman und Ewelina Nowicka.
(hivi)
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