Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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25. März 2007 Rabaskadol
Das Ensemble für alte Musik "Rabaskadol" unter Leitung von Fritz Heller und der Kammerchor "Capella '92" unter Leitung von Gerben van der Veen konzertieren im Zusammenhang mit dem Zitadellenfest „Jülicher Hochzeit" unter dem Motto Musik am Hofe Herzog Wilhelms V.
Im Mittelpunkt des Konzertprogramms steht der jülich-klevische Hofkomponist
Martin Peudargent. Aus seiner zweiten Motettensammlung von 1555 erklingen
»Staats- bzw. Huldigungsmotetten«, Werke in deren Texten auf das Fürstenhaus
Bezug genommen wird. Die Motette »Terram nunc pede libero« trägt den Untertitel
»In laudem Mariae Leonorae Guilielmi Ducis Clivensis, Juliacensis, Bergen etc.
Primogenitae«. Sie wurde anlässlich der Taufe von Maria Eleonora (*1550), der
ersten Tochter des Herzogs Wilhelm V., aufgeführt. Die Motetten »Misericordia
Jesu Christi« und »Dux optatus adest« beziehen sich auf die Geburt des
Thronfolgers Karl Friedrich (*1555). Anders als die Trennung von weltlicher und geistlicher Musik heute, wurden
vor 400 Jahren auch Motetten als Tafelmusik oder als instrumentale Stücke
musiziert. So erscheint in der zweiten Programmhälfte die Motette »Apparuit caro
Joani suo« des Lütticher Musikers Adamus de Ponta, der nachweislich bei den
Hochzeitsfeierlichkeiten 1585 zugegen war. Die Instrumentierung und Besetzung richten sich nach den Gepflogenheiten der Zeit, die wir auch in lokalen Quellen finden können. Die uns zur Verfügung stehenden Kupferstiche zeigen deutlich die Verwendung von Violinen. Damit war der jülich-klevische Hof auf der Höhe seiner Zeit. Die Violine entwickelte sich im 16. Jahrhundert zusehends zum Ensembleinstrument und wurde in Deutschland erstmals am Münchener Hof in der Kapelle Herzog Albrechts V. eingesetzt. Eher traditionell ist die Verwendung der Blasinstrumente Zink, Posaune und
Pommer in der deutschen Musik. Auch diese Instrumente sind aus vorliegenden
Kupferstichen für die jülich-klevische Hofkapelle belegt. Dies gilt auch für die
Tasteninstrumente Virginal und Spinett, die von Martin Peudargent selbst
gespielt wurden: Basso-seguente-Spiel, d. h. das akkordische Spielen der
tiefsten Stimme eines Satzes, war eine Neuerung, die gerade aus Italien ihren
Weg in den Norden gefunden hatte.
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