Jülicher Schlosskonzerte©

 

Klassische Kammermusik im historischen Ambiente  - seit 1979

 

 

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Ein Klavierabend mit Alexander Krichel findet am Sonntag, 28. April 2024

um 20 Uhr in der Schlosskapelle statt

 

 

26. Oktober 2014

 

"Zeiten::Wende"

Musik aus der Mitte Europas - oder ein Tanz auf dem Vulkan

 

gefördert vom Kultursekretariat NRW Gütersloh

und dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW

 

          

 

 

 

 

 

 

 

Ein außergewöhnliches Programm in seltener Besetzung auf die Bühne gebracht:

Der Klarinettist Ralph Manno, der Geiger Erik Schumann (und der Pianist Henri Sigfridsson) sind, jeder als Solist, auf internationalen Wettbewerben wie auch von der Phonoindustrie preisgekrönt, musikalische Partner großer Dirigenten und kammermusikalisch weltweit unterwegs.

Wegen Erkrankung des Pianisten Henri Sigfridsson übernimmt ein junger serbische Musiker - Nenad Lecic - den Klavierpart.

Im vergangenen Jahrhundert fegten zwei Weltkriege alle Konventionen hinweg. Heute - 100 Jahre später - wissen wir, dass Europa 1914 am Rande des Abgrunds stand. Ein unheilvolles Gemisch von imperialistischer Euphorie, utopischer Zukunftsvisionen und gesellschaftskritischem Idealismus entlud sich in einer beispiellosen weltweiten Agression.

Zur Ironie der Kunst gehört es scheinbar auch, dass sie – gerade durch solche Katastrophen beflügelt - zu einem Höhenflug ansetzen kann. Keiner der im Programm vorgestellten Komponisten konnte sich diesem Sog widersetzen. Jeder machte mit dieser Epoche seine ganz eigenen Erfahrungen und brachte diese dann in seinen Werken zum Klingen.

Kompositionen, die alle in der Zwischenkriegszeit von 1919 - 1939 geschrieben wurden und unterschiedlicher kaum sein könnten. Ein spannendes Programm!
 

Erik Schumann - Violine kommt aus einer deutsch/rumänischen, japanischen Musikerfamilie und ist ein Garant für spannende Konzerterlebnisse. Als Solist in Europa, Asien und den USA mit namhaften Orchestern wie NHK Tokio, BBC London, Chicago Symphony Orchestra, Tonhalle-Orchester Zürich oder Helsinki Philharmonic Orchestra unterwegs. Sein Herz schlägt auch für die Kammermusik als Primarius des Schumann Quartetts (Preisträger des int. Musikwettbewerbs Osaka, des Premium Borciani und des „Schumann und die Moderne“ Wettbewerbs in Graz). Debut-CD zusammen mit dem finnischen Pianisten Henri Sigfridsson mit Prokofjews Violinsonaten. Erik Schumann ist ein Meisterschüler des legendären Zakhar Bron. (www.erikschumann.com)


Ralph Manno - Klarinette gehört zu den besten Klarinettisten seiner Generation. Stipendiat der Herbert-von-Karajan Akademie der Berliner Philharmoniker und Preisträger des deutschen Musikrats. Soloklarinettist des WDR Rundfunkorchester und der Münchner Philharmoniker unter Sergiu Celibidache. Ein leidenschaftlicher Kammermusiker, der mit „seinem“ ensemble incanto weltweit unterwegs war. Dass Ralph Manno ein ausgezeichneter Pädagoge ist, beweist seine Berufung mit nur 29 Jahren auf die Klarinettenprofessur an der Musikhochschule Köln, die einer der größten und wichtigsten Musikhochschulen in Europa ist. Zahlreiche CD-Aufnahmen mit Werken von Mozart, Brahms, Beethoven, Messiaen, Schumann, Hindemith u.a. (www.ralphmanno.de)


Nenad Leĉić (Klavier), 1979 in Čačak (Serbien) geboren. Erster Klavierunterricht mit fünf Jahren, frühe 1. Preise bei Wettbewerben Jugoslawiens. Solistische Auftritte sowie Auftritte mit Orchester ab dem 11. Lebensjahr. 1991 Auszeichnung als Young European Top Talent von RAI-TV. 1992 jüngster Student an der Fakultät für Musik der Universität der Künste in Belgrad bei Prof. Igor Lasko. Konzerte auf allen bedeutenden Musikveranstaltungen des Balkan wie BEMUS, NOMUS, Mokranjac-Tage u. a. mit Orchestern wie den Belgrader Philharmonikern, dem Belgrader Rundfunkorchester und vielen Kammerorchestern.

Weiterführendes Studium an der Musikhochschule in Köln bei Prof. Arbo Valdma und Prof. Pierre-Laurent Aimard. Meisterkurse bei Alexander Lonquich, Vladimir Krainew und Peter Eötvös.

Konzerte in ganz Europa, unter anderem in der Konzertreihe "Atelier" der Kölner Philharmonie, am Festival für neue Klaviermusik "Pianorama" im WDR sowie am Klavierfestival Ruhr. Lehrauftrag an den Musikhochschulen Detmold und Köln.


 


 

Das Programm

 

 

Darius Milhaud

(1892-1974)

Suite für Klarinette, Violine und Klavier (1937)

("Le Voyageur sans bagage")

Ouverture:  Vif et gai

Divertissement: Animé

Jeu:  Vif

Introduction et Final:  Moderé / Vif

 

Béla Bartók

(1881-1945)

"Kontraste", SZ 111

Tänze für Klarinette, Violine und Klavier (1938)

Verbunkos: Moderato ben ritmico

Piheno: Lento

Sebes: Allegro vivace

 

--- Pause ---

 

Francis Poulenc

(1889 – 1963)

Sonata für Klarinette und Klavier (1962)

Allegro tristamente

Romanza (Très calme)

Allegro con fuoco (Très animé)

 

Claude Debussy

(1862 – 1918)

Sonate für Violine und Klavier g-moll (1916/17)

Allegro vivo

Intermède: Fantasque et léger

Finale: très animé

 

 

Aram Chatschaturjan

(1903-1978)

Trio für Klarinette, Violine und Klavier (1932)

1. Andante con dolore - con molto espressione

2. Allegro - Allegretto - Allegro agitato .

Maestoso pesante - Tempo I

3. Moderato - Presto

 

 


 

Zum Programm

 

Darius Milhaud konnte überall und zu jeder Zeit komponieren. Eine gute Voraussetzung, um im Europa der Zwischenkriegszeit zu überleben. 1937 entstand in Paris sein Trio für Klarinette, Violine und Klavier, basierend auf Jean Anouilhs Schauspielmusik zu „Le Voyageur sans bagage“. Es ist die Geschichte eines Kriegsheimkehrers aus dem 1. Weltkrieg, der sein Gedächtnis verloren hat. Milhaud selbst hat die Zeit des 1. Weltkrieges in Brasilien verbracht, sein Freund Paul Claudel hatte ihn dorthin eingeladen. Brasilianische Tanzrhythmen, Leichtigkeit und virtuose Lebendigkeit zeichnen sein Trio besonders aus. Ein beschwingter Auftakt.


Bela Bartok emigrierte 1940 in die USA, wagte den „Sprung ins Ungewisse aus dem gewussten Unerträglichen“ (Bartok). In New York war er zunächst von seinen ethnischen Wurzeln, der ungarischen Volksmusik, getrennt, so dass er sich in den ersten Monaten nicht in der Lage fühlte zu komponieren; das Überleben im Exil war schwierig. Im Fahrwasser seiner berühmten Freunde wie Joszef Szigeti, Jehudi Menuhin oder dem Dirigenten Fritz Reiner versuchte Bartok als Pianist Geld zu verdienen.

Wie aus einer anderen Welt kam da der Kompositionsauftrag des schwerreichen, berühmten Jazzklarinettisten Benny Goodmann – the „King of Swing“ – der zusammen mit Szigeti ein Triowerk bei Bartok bestellte. Die Kombination der beiden außergewöhnlichen Instrumentalisten muss Bartok nach anfänglichem Zögern doch gereizt haben, das ständige Spiel aus solistischen dann wieder kammermusikalischen Passagen ist eine wunderbare Hommage an seine Auftraggeber. Die Uraufführung des vollständigen Werks erfolgte (mit Bartók als Pianist) am 21. April 1940 in New York. Es existiert eine Aufnahme dieser Besetzung

 

Die Sonata für Klarinette und Klavier stammt aus 1962 und ist der letzten vollendeten Kompositionen von Francis Poulenc. Er widmete es seinem alten Freund, dem Schweizer Komponisten Arthur Honegger, der mit ihm zur Gruppe „Les Six“ gehörte. Die Kürze des Werkes ist bemerkenswert; Es dauert gewöhnlich nur ca. 13 Minuten.

Wegen der unerwarteten Programmänderung in Eile aus einer englischen Wikipedia-Seite übernommen:

The structure differs somewhat from the fast-slow-fast pattern of a traditional sonata in that the first movement is itself split into three sections in the pattern fast-slow-fast. It bears the somewhat paradoxical subtitle "Allegro tristamente": accordingly, the piece is always in motion, but proceeds with a sense of grieving. After a brief fortissimo introduction consisting of angry spurts of figuration in the clarinet punctuated by piano chords, the piano quiets to a murmur. The clarinet's lines are built of a self-perpetuating series of arcs that leave a shape but not a tune in our ears. At one point the clarinet seems stuck in a motivic rut, sadly leaping up and down between octave B tones over a shifting harmonic background. As the movement ends, the lingering memory is a fuzzy one of melancholy gestures and moods.

The second movement, "Romanza," is both clearer in its melodic makeup and more cathartic, perhaps, in its emotional expression. The clarinet melody is simple and somber throughout, but is elaborately embroidered in a few places, as if losing composure. Two particularly poignant examples are the sixty-fourth note runs near the beginning, and the trembling half-step figure that appears at the beginning and end.

The third movement, "Allegro con fuoco," energetically combines various nimble, articulate, and rhapsodic themes, bookended by a delightfully clownish tune - a mixture of serious and silly that well represents Poulenc's oeuvre as a whole.

 

Claude Debussy komponierte seine Sonate für Violine und Klavier g-moll im Jahre 1917. "Sie wird aus dokumentarischen Gründen interessant sein" - meinte der Komponist - "und als Beispiel, was ein kranker Mann während des Krieges schreiben kann." Die Uraufführung war am 5. Mai 1917 mit Claude Debussy selbst am Klavier. Es war dies sein letzter öffentlicher Auftritt vor seinem Tod..

Auch dieses Stück dauert nur ca. 13 Minuten. Aus dem Allegro vivo spricht in weichen, synkopisch gleitenden Konturen verhaltene, romantische Sehnsucht. Der Intermède benannte Mittelsatz erscheint wie eine leicht ironisch gefärbte Serenade des Pierrot, die von phantastischen, grotesken Einwürfen gestört wird, doch schließlichem Schimmer des Mondlichts sanft verklingt. Das lebensprühende Finale kombiniert neapolitanisches Melos mit der preziösen Ornamentik der französischen Barockmeister und steigert sich zu konzertant virtuosem Abschluss.


Aram Chatschaturjans »Spezialität« war die Verbindung des klassisch-romantischen Erbes mit der Musik seiner armenischen Heimat. Sein legendärer Säbeltanz zeugt davon – und auch das Klarinettentrio (1932) gewinnt seinen Charme durch die mal melancholische, mal ausgelassene Ursprünglichkeit der Volksmusik. Seine tiefe Verbundenheit mit der russischen Folklore ist schon in den ersten Tönen der Klarinette zu spüren. Spontan verbindet man diese Musik mit Franz Werfels berühmten Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ (erschienen 1932), der das Schicksal des armenischen Volkes im 1. Weltkrieg schildert.

 

 

[Zur Rezension..]

 

 


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Stand: 07. November 2014.