Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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12. November 2006 Programm und Liedtexte
Robert Schumann (1810-1856) Lieder aus „Wilhelm Meister" Op. 98a Eleonore Marguerre (Johann Wolfgang von Goethe) Kennst Du das Land wo die Zitronen blühen Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht? Kennst du es wohl? Dahin! dahin Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn. Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach. Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Kennst du es wohl? Dahin! dahin Möcht ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn. Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg; In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut; Es stürzt der Fels und über ihn die Flut! Kennst du ihn wohl? Dahin! dahin Geht unser Weg! O Vater, laß uns ziehn!
***** Nur wer die Sehnsucht kennt Weiß, was ich leide! Allein und abgetrennt Von aller Freude, Seh ich ans Firmament Nach jener Seite. Ach! Der mich liebt und kennt, Ist in der Weite. Es schwindelt mir, es brennt Mein Eingeweide. Nur wer die Sehnsucht kennt Weiß, was ich leide! ***** Heiß' mich nicht reden! heiß mich schweigen, Denn mein Geheimnis ist mir Pflicht, Ich möchte dir mein ganzes Innre zeigen, Allein das Schicksal will es nicht. Zur rechten Zeit vertreibt der Sonne Lauf Die finstre Nacht, und sie muß sich erhellen, Der harte Fels schließt seinen Busen auf, Mißgönnt der Erde nicht die tiefverborgnen Quellen. Ein jeder sucht im Arm des Freundes Ruh, Dort kann die Brust in Klagen sich ergießen, Allein ein Schwur drückt mir die Lippen zu, Und nur ein Gott vermag sie aufzuschließen. ***** Singet nicht in Trauertönen! Von der Einsamkeit der Nacht. Nein, sie ist, o holde Schönen, Zur Geselligkeit gemacht. Könnt ihr euch des Tages freuen, Der nur Freuden unterbricht? Er ist gut, sich zu zerstreuen; Zu was anderm taugt er nicht. Aber wenn in nächt'ger Stunde Süsser Lampe Dämmrung fließt, Und vom Mund zum nahen Munde Scherz und Liebe sich ergießt; Wenn der rasche, lose Knabe, Der sonst wild und feurig eilt, Oft bei einer kleinen Gabe Unter leichten Spielen weilt; Wenn die Nachtigall Verliebten Liebevoll ein Liedchen singt, Das Gefangnen und Betrübten Nur wie Ach und Wehe klingt; Mit wie leichtem Herzensregen Horchet ihr der Glocke nicht, Die mit zwölf bedächtgen Schlägen Ruh und Sicherheit verspricht. Darum an dem langen Tage, Merke dir es, liebe Brust; Jeder Tag hat seine Plage, Und die Nacht hat ihre Lust. ***** So lasst mich scheinen bis ich werde, Zieht mir das weiße Kleid nicht aus! Ich eile von der schönen Erde Hinab in jenes dunkle Haus. Dort ruh' ich eine kleine Stille, Dann öffnet sich der frische Blick; Ich lasse dann die reine Hülle, Den Gürtel und den Kranz zurück. Und jene himmlischen Gestalten Sie fragen nicht nach Mann und Weib, Und keine Kleider, keine Falten Umgeben den verklärten Leib. Zwar lebt' ich ohne Sorg' und Mühe, Doch fühlt ich tiefen Schmerz genug. Vor Kummer altert' ich zu frühe; Macht mich auf ewig wieder jung! Liederkreis Op. 24 Uwe Stickert (Heinrich Heine) Morgens steh' ich auf und frage Es treibt mich hin Ich wandle unter den Bäumen Lieb' Liebchen Schöne Wiege meiner Leiden Warte, warte, wilder Schiffmann Berg' und Burgen schauen Anfangs wollt' ich fast verzagen Mit Myrthen und Rosen ***** Es treibt mich hin, es treibt mich her! Noch wenige Stunden, dann soll ich sie schauen, sie selber, die schönste der schönen Jungfrauen; du treues Herz, was pochst du so schwer! Die Stunden sind aber ein faules Volk! Schleppen sich behaglich träge, schleichen gähnend ihre Wege; tummle dich, du faules Volk! Tobende Eile mich treibend erfaßt! Aber wohl niemals liebten die Hören; heimlich im grausamen Bunde verschworen, spotten sie tückisch der Liebenden Hast. ***** Ich wandelte unter den Bäumen mit meinem Gram allein; da kam das alte Träumen und schlich ins Herz mir hinein. Wer hat euch dies Wörtlein gelehret, ihr Vöglein in luftiger Höh'? Schweigt still! wenn mein Herz es höret, dann tut es noch einmal so weh. "Es kam ein Jungfräulein gegangen, die sang es immerfort, da haben wir Vöglein gefangen das hübsche, goldne Wort." Das sollt ihr mir nicht mehr erzählen, Ihr Vöglein wunderschlau; ihr wollt meinem Kummer mir stehlen, ich aber niemandem trau'. ***** Lieb' Liebchen, leg's Händchen aufs Herze mein; ach, hörst du, wie's pochet im Kämmerlein? da hauset ein Zimmermann schlimm und arg, der zimmert mir einen Totensarg. Es hämmert und klopfet bei Tag und bei Nacht; es hat mich schon längst um den Schlaf gebracht. Ach! sputet euch, Meister Zimmermann, damit ich balde schlafen kann. ***** Schöne Wiege meiner Leiden, schönes Grabmal meiner Ruh', schöne Stadt, wir müssen scheiden, Lebe wohl! ruf ich dir zu. Lebe wohl, du heil'ge Schwelle, wo da wandelt Liebchen traut; lebe wohl! du heil'ge Stelle, wo ich sie zuerst geschaut. Hätt' ich dich doch nie gesehen, schöne Herzenskönigin! Nimmer war' es dann geschehen, daß ich jetzt so elend bin. Nie wollt1 ich dein Herze rühren, Liebe hab' ich nie erfleht; nur ein stilles Leben führen wollt' ich, wo dein Odem weht. Doch du drängst mich selbst von hinnen, bittre Worte spricht dein Mund; Wahnsinn wühlt in meinen Sinnen, und mein Herz ist krank und wund. Und die Glieder matt und träge schlepp´ ich fort am Wanderstab, bis mein müdes Haupt ich lege ferne in ein kühles Grab. ***** Warte, warte, wilder Schiffmann, gleich folg' ich zum Hafen dir; von zwei Jungfrau´n nehm' ich Abschied, von Europa und von ihr. Blutquell, rinn' aus meinen Augen, Blutquell, brich aus meinem Leib, daß ich mit dem heißen Blute meine Schmerzen niederschreib'. Ei, mein Lieb, warum just heute schauderst dich, mein Blut zu sehn? Sahst mich bleich und herzeblutend lange Jahre vor dir stehn! Kennst du noch das alte Liedchen von der Schlang' im Paradies, die durch schlimme Apfelgabe unsern Ahn ins Elend stieß. Alles Unheil brachten Äpfel! Eva bracht' damit den Tod, Eris brachte Trojas Flammen, du bracht'st beides, Flamm' und Tod. ***** Berg' und Burgen schaun herunter in den spiegelhellen Rhein, und mein Schiffchen segelt munter, rings umglänzt von Sonnenschein. Ruhig seh' ich zu dem Spiele goldner Wellen, kraus bewegt; still erwachen die Gefühle, die ich tief im Busen hegt'. Freundlich grüssend und verheißend lockt hinab des Stromes Pracht; doch ich kenn' ihn, oben gleißend, birgt sein Inn´res Tod und Nacht. Oben Lust, im Busen Tücken, Strom, du bist der Liebsten Bild! Die kann auch so freundlich nicken, lächelt auch so fromm und mild. ***** Anfangs wollt' ich fast verzagen, und ich glaubt', ich trüg' es nie; und ich hab´ es doch getragen aber fragt mich nur nicht, wie?
***** Mit Myrten und Rosen, lieblich und hold, mit duft'gen Zypressen und Flittergold, möcht' ich zieren dies Buch wie 'nen Totenschrein, und sargen meine Lieder hinein. O könnt' ich die Liebe sargen hinzu! Am Grabe der Liebe wächst Blümlein der Ruh', da blüht es hervor, da pflückt man es ab, doch mir blüht's nur, wenn ich selber im Grab. Hier sind nun die Lieder, die einst so wild, wie ein Lavastrom, der dem Ätna entquillt, Hervorgestürtzt aus dem tiefsten Gemüt, und rings viel blitzende Funken versprüht! Nun liegen sie stumm und totengleich, nun starren sie kalt und nebelbleich, doch aufs neu die alte Glut sie belebt, wenn der Liebe Geist einst über sie schwebt. Und es wird mir im Herzen viel Ahnung laut: der Liebe Geist einst über sie taut; einst kommt dies Buch in deine Hand, du süßes Lieb im fernen Land. Darin löst sich des Liedes Zauberbann, die blassen Buchstaben schaun dich an, sie schauen dir flehend ins schöne Äug', und flüstern mit Wehmut und Liebeshauch. Duette Op. 78 Uwe Stickert & Eleonore Marguerre (Friedrich Rueckert) Tanzlied Eia, wie flattert der Kranz, Trauter, komm mit mir zum Tanz! Wollen uns schwingen, rasch uns erspringen mitten im wonnigen Glanz. Weh, weh, wie pocht mir das Herz, sage, was soll mir der Scherz? Laß dich umschließen, laß mich zerfließen, ruhend im seligen Schmerz. Eia, der Walzer erklingt, Pärchen an Pärchen sich schwingt, Mädchen und Bübchen, Schelmchen und Liebchen! Frisch, wo's am dichtesten springt! Wehe! mir sinket der Arm mitten im jauchzenden Schwärm. Wie sie sich fassen, muß ich erblassen, möchte vergehen im Harm. Eia, wie flattert der Kranz, heute für alle im Tanz, flatterig heute, morgen gescheute, morgen, o Trauter, dein ganz! ***** (Justinus Keiner) Er und Sie Seh ich in das stille Tal, wo im Sonnenscheine Blumen prangen ohne Zahl, blick ich nur auf eine. Tret ich an mein Fensterlein, wenn die Sterne scheinen, mögen alle schöner sein, blick ich nur auf einen. Ach! es blickt ihr Auge blau jetzt auch auf die Auen, im Vergißmeinicht voll Tau kann ich es erschauen. Dort gen Abend blickt er mild wohl nach Himmelshöhen, denn dort ist sein liebes Bild in dem Stern zu sehen. ***** (Johann Wolfgang von Goethe) Ich denke dein, Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer Vom Meere strahlt; Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer In Quellen malt. Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege Der Staub sich hebt; In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege Der Wandrer bebt. Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen Die Welle steigt. Im stillen Hain da geh ich oft zu lauschen, Wenn alles schweigt. Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne. Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O wärst du da! Lieder Op. 25 Uwe Stickert (Julius Mosen) Der Nussbaum Es grünet ein Nußbaum vor dem Haus, Duftig, Luftig Breitet er blättrig die Äste aus. Viel liebliche Blüten stehen dran; Linde Winde Kommen, sie herzlich zu umfahn. Es flüstern je zwei zu zwei gepaart, Neigend, Beugend Zierlich zum Kusse die Häuptchen zart. Sie flüstern von einem Mägdlein, das dächte die Nächte und Tagelang, wusste, ach! selber nicht was. Sie flüstern - wer mag verstehn so gar leise Weise? Flüstern von Bräut'gam und nächstem Jahr. Das Mägdlein horchet, es rauscht im Baum; Sehnend, Wähnend Sinkt es lächelnd in Schlaf und Traum. ***** (Johann Wolfgang von Goethe) Freisinn Laßt mich nur auf meinem Sattel gelten! Bleibt in euren Hütten, euren Zelten! Und ich reite froh in alle Ferne, Über meiner Mütze nur die Sterne. Er hat euch die Gestirne gesetzt Als Leiter zu Land und See; Damit ihr euch daran ergötzt, Stets blickend in die Höh. ***** (Heinrich Heine) Die Lotosblume Wahrhaftig, wir beide bilden Ein kurioses Paar, Die Liebste ist schwach auf den Beinen, Der Liebhaber lahm sogar. Sie ist ein leidendes Kätzchen, Und er ist krank wie ein Hund, Ich glaube, im Kopfe sind beide Nicht sonderlich gesund. Vertraut sind ihre Seelen, Doch jedem von beiden bleibt fremd Was bei dem ändern befindlich Wohl zwischen Seel' und Hemd. Sie sei eine Lotosblume, Bildet die Liebste sich ein; Doch er, der blasse Geselle, Vermeint der Mond zu sein. Die Lotosblume erschließet Ihr Kelchlein im Mondenlicht, Doch statt des befruchtenden Lebens Empfängt sie nur ein Gedicht.
***** Du bist wie eine Blume Du bist wie eine Blume so hold und schön und rein; ich schau' dich an, und Wehmut schleicht mir ins Herz hinein. Mir ist, als ob ich die Hände aufs Haupt dir legen sollt', betend, daß Gott dich erhalte so rein und schön und hold.
Lied Op. 39/5 Uwe Stickert (Josef von Eichendorf) Mondnacht Es war, als hätt' der Himmel, Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nur träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus.
Sechs Gesänge Op. 107 Eleonore Marguerre (Titus Ulrich) Die Weiden Die Weiden lassen matt die Zweige hangen, Und traurig ziehn die Wasser hin: Sie schaute starr hinab mit bleichen Wangen, Die unglückselge Träumerin. Und ihr entfiel ein Strauss von Immortellen, Er war so schwer von Tränen ja, Und leise warnend lispelten die Wellen: Ophelia, Ophelia! ***** Die Fensterscheibe Die Fenster klär' ich zum Feiertag, Daß sich die Sonn' drin spiegeln mag, Und klär' und denke gar mancherlei. Da geht er stolz vorbei! So sehr muss ich da erschrocken sein, Daß ich gleich brach in die Scheiben hinein, Und gleich auch kam das Blut gerannt Rot über meine Hand. Und mag sie auch bluten, meine Hand, Und mag mich auch schmerzen der böse Brand, Hast einen Blick doch herauf geschickt, Als laut das Glas geknickt. Und in die Augen dir hab' ich gesehn; Ach Gott, wie lang ist es nicht geschehn! Hast mich ja nicht einmal angeblickt, Als leis mein Herz geknickt! ***** (Eduard Moericke) Der Gärtner Auf ihrem Leibrößlein So weiß wie der Schnee, Die schönste Prinzessin Reift durch die Allee. Der Weg, den das Rößlein Hintanzet so hold, Der Sand, den ich streute, Er blinket wie Gold! Du rosenfarb's Hütlein Wohl auf und wohl ab, O wirf eine Feder, Verstohlen herab! Und willst du dagegen Eine Blüte von mir, Nimm tausend für eine, Nimm alle dafür! ***** (Paul Heyse) Die Spinnerin Auf dem Dorf in den Spinnstuben Sind lustig die Mädchen. Hat jedes seinen Herzbuben, Wie flink geht das Rädchen! Spinnt jedes am Brautschatz, Daß der Liebste sich freut. Nicht lange, so gibt es Ein Hochzeitsgeläut! Kein' Seel', die mir gut ist, Kommt mit mir zu plaudern; Gar schwül mir zu Mut ist, Und die Hände zaudern. Und die Tränen mir rinnen Leis übers Gesicht. Wofür soll ich spinnen, Ich weiß es ja nicht! ***** (Wolfgang Mueller von Koenigswinter) Im Wald Ich zieh' so allein in den Wald hinein! O sieh zwei Falter fliegen! Sie tummeln sich durch die Luft, Und wenn sie ruh'n, so wiegen Sie sich in der Blumen Duft, Und ich bin so allein, voll Pein! Ich zieh' so allein in den Wald hinein! O sieh zwei Vöglein erschrocken Entstieben dem warmen Nest! Doch singen und suchen und locken Sie hoch sich im Geäst, Und ich bin so allein, voll Pein! Ich zieh' so allein in den Wald hinein! O sieh zwei Rehe zieh'n An der grünen Halde zumal! Und wie sie mich seh'n, entflieh'n Sie fern in Berg und Tal, Und ich bin so allein, voll Pein! ***** (Johann Gottfried Kinkel) Abendlied Es ist so still geworden, Verrauscht des Abends Wehn, Nun hört man aller Orten Der Engel Füße gehn. Rings in die Tiefe senket Sich Finsternis mit Macht; Wirf ab, Herz, was dich kränket, Und was dir bange macht! Nun stehn im Himmelskreise Die Stern' in Majestät; In gleichem, festem Gleise Der goldne Wagen geht. Und gleich den Sternen lenket Er denen Weg durch Nacht; Wirf ab, Herz, was dich kränket, Und was dir bange macht! Duette Op. 34 Uwe Stickert & Eleonore Marguerre (Robert Reinick) Liebesgarten Die Liebe ist ein Rosenstrauch. Wo blüht er, wo blüht er? Ei nun, in unserm Garten, Darin wir zwei, mein Lieb und ich, getreulich seiner warten, wofür er uns aus Dankbarkeit Alltäglich neue Blumen streut. Und wenn im Himmel Rosen blühn, Sie können doch nicht schöner blühn. Die Liebe ist ein klarer Bach. Wo zieht er, wo zieht er? Ei nun, in unserm Garten, So viele Wellen, so viel Lust Und Freuden aller Arten. Auch spiegelt er die Welt umher, Als ob sie noch viel schöner war. Drauf fahren wir so lustig hin, Wie Vöglein durch den Himmel ziehn. Die Liebe ist ein heller Stern. Wo glüht er, wo glüht er? Ei nun, in unserm Garten. Ach Liebchen sprich, was läßt du mich, Doch oft so lange warten? Denn seh' ich dich nicht alle Stund, Des Sternes Glut mein Herz verbrennt; Doch kommst du, steigt er mild herauf, Als geht im Mai die Sonne auf. ***** (Wilhelm Gerhard) Unterm Fenster Wer ist vor meiner Kammertür? Ich bin es! Geh, schier dich fort, was suchst du hier? Gar Süße! Du kommst im Dunkeln wie ein Dieb. So fang mich! Du hast mich wohl ein wenig lieb? Von Herzen! Und öffnet ich nach deinem Wunsch! O öffne! Da war ja Schlaf und Ruhe hin! Laß hin sein! Ein Tauber du im Taubenschlag? Beim Täubchen! Du girrtest bis zum hellen Tag? Wohl möglich! Nein, nimmer laß ich dich herein! Tu's dennoch! Du stelltest wohl dich täglich ein? Mit Freuden! Wie keck du bist und was du wagst! So darf ich? Daß du's nur keiner Seele sagst! Gewiß nicht! ***** (Anastasius Gruen) Familiengemälde Großvater und Großmutter, die saßen im Gartenhag; Es lächelte still ihr Antlitz, Wie'n sonniger Wintertag. Die Arme verschlungen, Ruhten ich und der Geliebte dabei, Uns blühten und klangen die Herzen, Wie Blumenhaine im Mai. Ein Bächlein rauschte vorüber Mit plätscherndem Wanderlied; Stumm zog das Gewölk am Himmel, Bis unseren Blicken es schied. Es rasselte von den Bäumen Das Laub verwelkt und zerstreut, Und schweigend an uns vorüber Zog leisen Schrittes die Zeit. Stumm blickte aufs junge Pärchen Das alte stille Paar. Des Lebens Doppelspiegel Stand vor uns licht und wahr. Sie sah'n uns an und dachten Der schönen Vergangenheit. Wir sah'n sie an und dachten Von ferner künftiger Zeit.
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